top of page
4_edited.png
7_edited_edited.png
AdobeStock_528843399_Azeemud-Deen Jacobspeopleimages.com.jpg

Migräne-Betroffene verstehen und erfolgreich führen: Der Schlüssel zu einem produktiven und empathischen Arbeitsumfeld

Migräne ist weit mehr als nur ein starker Kopfschmerz – sie ist eine neurologische Erkrankung, die Millionen von Arbeitnehmenden täglich beeinträchtigt und gleichzeitig für Arbeitgebende eine bedeutende wirtschaftliche Herausforderung darstellt. Als Arbeitgebende stehen Sie vor der wichtigen Aufgabe, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das sowohl produktiv als auch unterstützend für alle Mitarbeitenden ist, einschliesslich jener, die von Migräne betroffen sind.

Die Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Migränikern am Arbeitsplatz ist nicht nur eine Frage der sozialen Verantwortung, sondern auch ein strategischer Vorteil. Unternehmen, die proaktiv auf die Herausforderungen ihrer migränebetroffenen Angestellten eingehen, profitieren von reduzierten Ausfallzeiten, erhöhter Produktivität und einer stärkeren Mitarbeiterbindung. Diese Investition in das Verständnis und die Unterstützung zahlt sich langfristig sowohl für die Betroffenen als auch für das gesamte Unternehmen aus.

Die unsichtbare Krankheit: Was Migräne wirklich bedeutet

Migräne ist eine primäre neurologische Erkrankung, die durch wiederkehrende Kopfschmerzanfälle von vier bis 72 Stunden Dauer gekennzeichnet ist. Die Auswirkungen gehen jedoch weit über den reinen Kopfschmerz hinaus: Betroffene leiden unter Lichtempfindlichkeit, Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit und manchmal Erbrechen. Besonders charakteristisch ist, dass die Schmerzintensität durch körperliche Aktivität zunimmt und die Betroffenen ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug haben.

Bis zu 90% der Betroffenen berichten, dass sie während einer Migräneattacke weder arbeiten noch einer Alltagsbeschäftigung nachgehen können. Diese Zahl verdeutlicht die Schwere der Erkrankung und erklärt, warum Migräne am Arbeitsplatz besondere Aufmerksamkeit verdient. Während einer Migräneattacke gehen durchschnittlich 13% der Arbeitszeit durch Absentismus verloren und 48% durch Präsentismus – also Anwesenheit mit stark reduzierter Arbeitsfähigkeit.

Die «unsichtbare» Natur der Migräne stellt eine besondere Herausforderung dar. Im Gegensatz zu sichtbaren Verletzungen oder Erkrankungen sind die Symptome für Aussenstehende nicht erkennbar. Dies führt häufig zu Missverständnissen und unberechtigten Zweifeln an der Seriosität der Beschwerden. Als Arbeitgebende sollten Sie verstehen, dass Migräniker oft sehr pflichtbewusste Menschen sind, die ihre Schmerzen häufig verstecken, weil sie nicht als unzuverlässig oder wehleidig gelten wollen. Diese Haltung kann jedoch zu einer Verschlimmerung der Situation führen, da Betroffene ihre Grenzen überschreiten und dadurch weitere Attacken provozieren können.

Mythen entkräften: Fakten statt Vorurteile

Um ein unterstützendes Arbeitsumfeld zu schaffen, ist es entscheidend, weit verbreitete Mythen in Ihrer Führungsetage und bei Ihren Mitarbeitenden über Migräne zu entkräften und durch wissenschaftlich fundierte Fakten zu ersetzen:

  1. Migräne ist eine komplexe neurologische Erkrankung. Einfache Schmerzmittel wirken oft unzureichend, und nur ein Bruchteil der Migräniker erhält eine leitliniengerechte Therapie mit migränespezifischen Medikamenten.

  2. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt Migräne zu den zehn häufigsten Gründen, aufgrund derer Menschen jahrelang mit Einschränkungen leben müssen. Sie ist die weltweit dritthäufigste Ursache für Behinderung bei Menschen unter 50 Jahren.

  3. Obwohl Frauen häufiger betroffen sind, leiden auch Millionen von Männern unter Migräne. Die Erkrankung tritt besonders häufig in der produktivsten Lebensphase und verursacht erhebliche volkswirtschaftliche Kosten.

  4. Migräneattacken treten oft unvorhersagbar auf. Auch bei bester Prophylaxe und Behandlung lassen sich Attacken nicht vollständig vermeiden, sondern lediglich in ihrer Häufigkeit und Intensität reduzieren.
     

Diese Aufklärung ist fundamental für die Schaffung eines verständnisvollen Arbeitsklimas. Weitere Informationen zu Fakten und Mythen finden Sie hier.

Organisieren Sie Informationsveranstaltungen oder Schulungen, in denen diese Fakten vermittelt werden. Ein informiertes Team ist die Basis für erfolgreiche Integration und Unterstützung.

Die ökonomische Dimension: Warum Migräne-Sensibilisierung sich lohnt

Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Migräne am Arbeitsplatz sind beträchtlich und rechtfertigen Investitionen in Sensibilisierung und Unterstützungsmassnahmen.

Migräne verursacht in der Schweiz nach verschiedenen Schätzungen jährliche Kosten zwischen 300 und 500 Millionen CHF, wobei der Grossteil auf indirekte Kosten durch Produktivitätsverluste entfällt. Präsentismus – Anwesenheit mit stark reduzierter Leistungsfähigkeit – ist der Hauptkostentreiber und verantwortlich für 48% der migränebedingten Arbeitsausfälle, während Absentismus nur 13% ausmacht. In der Schweiz entstehen Unternehmen jedes Jahr Kosten von über 600 Millionen Franken, weil Mitarbeitende an etwa 3 Millionen Arbeitstagen aufgrund von Migräne entweder ausfallen oder nur eingeschränkt leistungsfähig sind. Investitionen in migränespezifische Präventionsprogramme können daher sowohl die volkswirtschaftliche Belastung mindern als auch die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.

Diese Zahlen verdeutlichen, dass Investitionen in Migräne-Sensibilisierung und -Unterstützung nicht nur ethisch richtig, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Der Return on Investment durch reduzierte Ausfallzeiten, erhöhte Produktivität und verbesserte Mitarbeiterzufriedenheit ist messbar und nachhaltig.

Führungskräfte und Teams erfolgreich sensibilisieren

Die Sensibilisierung von Führungskräften und Teams erfordert einen strukturierten und empathischen Ansatz. Beginnen Sie mit der Führungsebene, da diese als Multiplikatoren und Vorbilder fungieren.
 

Schulungsinhalte für Führungskräfte:

  • Medizinische Grundlagen der Migräne verstehen

  • Rechtliche Aspekte und Fürsorgepflicht kennen

  • Kommunikationsstrategien für sensible Gespräche entwickeln

  • Frühwarnsignale erkennen und angemessen reagieren

  • Unterstützungsmöglichkeiten im Unternehmen kennen
     

Entwickeln Sie konkrete Handlungsleitfäden für verschiedene Situationen: Wie reagiert man, wenn ein Mitarbeitender plötzlich von einer Attacke betroffen ist? Wie führt man ein sensibles Gespräch über die Erkrankung? Welche Anpassungen am Arbeitsplatz sind möglich und sinnvoll?

Teamsensibilisierung durch praktische Massnahmen:

  • Organisieren Sie Informationsveranstaltungen mit medizinischen Experten

  • Stellen Sie Informationsmaterialien zur Verfügung (Broschüren, Factsheets)

  • Integrieren Sie das Thema in bestehende Gesundheitsprogramme

  • Schaffen Sie offene Diskussionsformate ohne Zwang zur Selbstoffenbarung
     

Besonders wichtig ist die Vermittlung, dass Migräniker genauso leistungsfähig sind wie andere Mitarbeitende und oft in migränefreien Phasen besonders produktiv arbeiten, um Ausfälle zu kompensieren. Kolleginnen und Kollegen sollten verstehen, dass ihre Unterstützung während Attacken nicht selbstverständlich ist, sondern geschätzt wird und meist durch erhöhte Hilfsbereitschaft in anderen Situationen zurückgegeben wird.

Kommunikation und Vertrauen: Die Basis erfolgreicher Integration

Offene und vertrauensvolle Kommunikation ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration von Migränikern am Arbeitsplatz. Als Arbeitgebende können Sie die Weichen für eine Kultur der Offenheit und des Verständnisses stellen.

Schaffen Sie sichere Kommunikationsräume, in denen sich Betroffene ohne Angst vor Diskriminierung oder Jobverlust öffnen können. Migräniker haben oft die Befürchtung, als weniger zuverlässig zu gelten oder ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Diese Ängste können durch klare Signale und Richtlinien entkräftet werden.
 

Praktische Kommunikationsstrategien:

  • Etablieren Sie regelmässige Einzelgespräche, in denen auch gesundheitliche Themen angesprochen werden können

  • Bilden Sie Führungskräfte in empathischer Gesprächsführung aus

  • Entwickeln Sie standardisierte Verfahren für den Umgang mit gesundheitsbedingten Arbeitsanpassungen

  • Kommunizieren Sie proaktiv Ihre Unterstützungsbereitschaft
     

Ein wichtiger Aspekt ist die Entstigmatisierung der Erkrankung. Wenn Führungskräfte und Teams verstehen, dass Migräne eine anerkannte neurologische Erkrankung ist, sinkt die Wahrscheinlichkeit von Vorurteilen und Missverständnissen erheblich.

Betonen Sie in der internen Kommunikation, dass Diversität und Inklusion – einschliesslich der Unterstützung von Menschen mit chronischen Erkrankungen – zu den Unternehmenswerten gehören. Dies schafft nicht nur ein besseres Arbeitsklima für Migräniker, sondern stärkt auch das allgemeine Vertrauen und die Loyalität aller Mitarbeitenden.
 

Erfolgsfaktoren für nachhaltige Umsetzung

Die erfolgreiche Sensibilisierung für Migräne am Arbeitsplatz erfordert einen systematischen und nachhaltigen Ansatz. Folgende Erfolgsfaktoren haben sich in der Praxis bewährt:
 

  1. Top-Management-Unterstützung sicherstellen
    Die Initiative muss von der Geschäftsleitung getragen und vorgelebt werden. Nur so erhalten Massnahmen die nötige Glaubwürdigkeit und Ressourcenausstattung.
     

  2. Mehrkanalansatz in der Kommunikation
    Nutzen Sie verschiedene Kommunikationskanäle: Intranet, Newsletter, Aushänge, Schulungen und persönliche Gespräche. Wiederholen Sie wichtige Botschaften regelmässig, um eine nachhaltige Sensibilisierung zu erreichen.
     

  3. Externe Expertise einbinden
    Arbeiten Sie mit medizinischen Experten, Patientenorganisation Migraine Action oder spezialisierten Beratungsunternehmen zusammen. Neben Schulungen für Unternehmen bietet Migraine Action den Unternehmen eine breite Palette an Angeboten und Dienstleistungen zu «Migräne am Arbeitsplatz».
     

  4. Messbare Ziele definieren
    Setzen Sie konkrete Ziele wie die Reduktion migränebedingter Ausfallzeiten um einen bestimmten Prozentsatz oder die Erhöhung der Mitarbeiterzufriedenheit in Mitarbeiterbefragungen.
     

  5. Kontinuierliche Evaluation und Anpassung
    Überprüfen Sie regelmässig den Erfolg Ihrer Massnahmen durch Befragungen, Kennzahlenanalysen und Feedback-Gespräche. Passen Sie Ihr Vorgehen entsprechend an.
     

  6. Kulturwandel als langfristiges Ziel
    Verstehen Sie Sensibilisierung nicht als einmalige Aktion, sondern als kontinuierlichen Kulturentwicklungsprozess. Eine migränefreundliche Unternehmenskultur entsteht nicht über Nacht, zahlt sich aber langfristig aus.
     

Step-by-Step: Konkrete Handlungsempfehlungen für Arbeitgebende

Die Sensibilisierung für Migräne am Arbeitsplatz ist eine Investition in die Zukunftsfähigkeit und Menschlichkeit Ihres Unternehmens. Folgende konkrete Schritte können Sie umgehend umsetzen:
 

Sofortmassnahmen (erste 4 Wochen):

  • Informieren Sie sich über Migräne durch seriöse Quellen und Fachliteratur

  • Organisieren Sie eine Schulung für die Führungsebene

  • Entwickeln Sie eine interne Kommunikationsstrategie zum Thema
     

Mittelfristige Massnahmen (3-6 Monate):

  • Implementieren Sie Schulungsprogramme für alle Mitarbeitenden

  • Erstellen Sie Informationsmaterialien und Leitfäden

  • Etablieren Sie Verfahren für vertrauliche Gespräche über gesundheitliche Themen

  • Evaluieren Sie bestehende Arbeitsplätze auf migränetriggernde Faktoren
     

Langfristige Massnahmen (6-12 Monate):

  • Integrieren Sie Migräne-Sensibilisierung in Ihr betriebliches Gesundheitsmanagement

  • Messen Sie den Erfolg Ihrer Massnahmen anhand konkreter Kennzahlen

  • Entwickeln Sie eine umfassende Diversity- und Inklusionsstrategie
     

Beginnen Sie heute mit der Sensibilisierung in Ihrem Unternehmen. Jeder Schritt in Richtung Verständnis und Unterstützung macht einen Unterschied – für Ihre migränebetroffenen Mitarbeitenden, für Ihr Team und für Ihren langfristigen Unternehmenserfolg.
 

Die Investition in Migräne-Sensibilisierung zahlt sich mehrfach aus: durch reduzierte Kosten, erhöhte Produktivität, verbesserte Mitarbeiterbindung und eine stärkere Unternehmensreputation als verantwortungsvoller Arbeitgeber. Nutzen Sie die Chance, Vorreiter zu werden und ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Mitarbeitenden ihr volles Potenzial entfalten können.

bottom of page